06.08.04

Magdi Aboul-Kheir

Römpömpömpöm, wir gehen ins Xino

Alles fing damit an, dass ich in einem Artikel den berühmtesten skandinavischen Koch der Fernsehgeschichte zitieren wollte. Wir erinnern uns: »Heute kochen wir Hümmer. Wir tün die Hümmer in die Töpfen. Oh, die Hümmer wollen niet in die Töpfen. Blöde Hümmer!« Und wie sagte der Weißbemützte in der Muppet-Show vor allem? »Smörebröd, Smörebröd, römpömpömpöm«. Oder sagte er vielmehr »Rämprämprämpäm«, wie ein Freund behauptet?

Wie immer, wenn man auf der Suche nach überflüssigen Informationen ist, hilft Google oder auch nicht. Ich wurde fündig, und wie. Zunächst einmal korrigieren nörgelnde Nordisten, es müsse »Smørebrød ...« heißen, und überhaupt, es handle sich um Dänisch, nicht um Schwedisch, aber das löst das Problem nicht. Im US-Original sagte der Gute ohnehin »Bork, bork, bork«, was uns jetzt gar nichts bringt. Wir suchen also weiter und finden allerlei Spielarten pseudoskandinavischer Küchenlyrik: »römmpömmpömmpömm«, »rämpämpämpäm«, »ramtamtamtam«, »remplemplem«, »römtömtömtöm«.

Nun kann man natürlich einwenden, all diese Varianten seien nur von marginaler Bedeutung, aber erstens sei an das Glückrad erinnert, wo man sich jeden Vokal für teures Geld erkaufen musste, und zweites wollte ich kürzlich ins Kino und stand vor einem »Xinedome«. Xennen Sie Xino? Niemand lässt sich ein X für ein U vormachen, aber ein X für ein K, das muss schon mal drin sein. X, das klingt nach X-tra groß, es klingt nach nach Treffpunkt, nach Szene, pardon Xene.

Ich will aber ins Kino, und da kommt es auf den Buchstaben an und daher sind diese Unterschiede bedeutsam, ob es nun um Kino und Xino oder um Römpöm, Rämpäm und Remplem geht. Zudem verkauft ein paar Meter weiter die »Yeanshalle« hippe Klamotten. Mit Yeans ins Xino! Sehr exclusiv klingt das, natürlich exclusiv mit c, in deutschen Städten findet sich ja oft ein exclusives Centrum, wo sich die Szene, pardon Xene, oder gar Cene?, trifft. Die ganzen Creativen und Contactlinsenträger, wie sie Chocolade und Caugummi genießen.

Offenbar gibt es also Bringer-Buchstaben und Loser-Lettern. C, X und Y sorgen nicht nur auf dem Scrabble-Brett für Punkte, sie sind auch unheimlich angesagt. Alle Buchstaben sind gleich, aber einige grooven mehr. Nieder mit dem muffigen K und dem spießigen J! Sind nicht die X-Chromosomen so bedeutsam? Was wäre das Leben ohne X-Tras, X-Ray, X-Mas, X-Change und allerlei Dinge, die x-rated sind, nicht wahr, Mädelz und Junx?

Wo sich die Rechtschreibreformer umständlich und unselig abmühen, aus einem Philosophen den Filosofen zu machen, wo doch das F als solches völlig uncool ist, schlagen die Werbestrategen kreativ, pardon creativ, zu. Klingen nicht auch Q und Z zeitgeistig und zielgruppenrelevant? Freuen wir uns auf die trendige Qurrywurst und den gigageilen Zupermarkt.

Natürlich ist der Fetisch Buchstabe schon früher entdeckt worden. Doch A-Team klingt verheerend nach 80ern, Ü-Wagen noch älter, und mit V-Männern ist ohnehin kein Staat zu machen. Selbst die Schnarcher von der Telekom sind auf den Buchstabenzug aufgesprungen: T-Com, T-Net, T-Aktie, T-Offline. T-Mobile, T-Systems, demnächst verklagen sie jedes T-Bone-Steak als Plagiat. Grrrrr, brüllt der T-Rex.

Es ist die Welt der T-Punkte, G-Punkte und Q-Tipps. Stars wie LL Cool J, Ice T, J-Lo und X-Tina Aguilera verleihen ausgewählten Buchstaben Aura und Glanz. Erinnert sich noch jemand an die ollen K-Tel-Platten aus den 70ern? Längst ist selbst das im Prinzip kümmerliche K durch Tekkkkno zu Ehren gekommen, auch ohne den tödlichen Gipfel K2. Cooler wäre nur Teccccno auf dem crazy C2.

Doch was ist mit dem biederen B? Dem popeligen P? Dem hoffnungslosen H? Und vor allem: Was lernen wir aus all dem? Römpöm oder Rempem oder Ramtam, das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass es Xmörebröd heißt.