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»Das siebte Bindenbrussen-Weltwunder: Gebürstete Brüste mit gepeitschter Sahne« vorgetragen von Tanja Esche
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06.12.05

Magdi Aboul-Kheir

Das siebte Bindenbrussen-Weltwunder: Gebürstete Brüste mit gepeitschter Sahne

Burger & Fries, Fish & Chips – Köche in englischsprachigen Ländern stehen im Verruf, überall und ständig Fantasieloses und Fettgetränktes zu produzieren. Wir aber stellen fest, dass ihr Reportoire wesentlich origineller ist als erwartet. Im kalifornischen Carriage Inn geht es schon morgens heftig und derb los mit »Zerfetztem Weizen« und »Gewilderten Eiern«. Und das, obwohl im republikanisch-strengen Kalifornien das Eier-Wildern gewiss unter Strafe steht. Später gibt es zunächst zur allgemeinen Beruhigung medizinisch Geprüftes: »Drei gesunde Hähnchen mit Barbecue-Soße und Ranch-Bekleidung«. Doch trotz der guten Garderobe des Geflügels scheint nicht alles in optimalem Zustand zu sein: »Große Feinschmecker-stark beschädigten Zwiebel-Ringe«.

In Kalifornien, wo natürlich alles besser und großartiger ist, überrascht es uns nicht, mit angeberischen Lebensmitteln konfrontiert zu werden: »Schinkenspeck, Kopfsalat, und Tomate stapelten Hoch«, und das auch noch in einer politischen Variante: »Schinkenspeck, Kopfsalat, die Türkei und Tomate stapelten Hoch«. Dafür liegen die Steaks zu lange auf dem Grill: »Geschwärztes Mohave Rib Eye«. Doch selbst das vermögen die Amis ins Extrem zu steigern: »Ein Jumbo-Jet 8oz. Iowa Mais-fütterte Schweinefleisch-Hieb, Pfanne brannte«. Da suchen wir lieber ein deutsches Bierlokal in San Francisco auf und freuen uns über »Krishsuppe« und »Knockwurst« aus good old Germany.

Wem schon krish und knock zu heftig deucht, sollte niemals seinen Fuß in das Newk's Lighthouse Cafe, Tampa, Florida, setzen. Dort sind bereits Aperitivs wie »Artischocke Befestigungsklammer-Bad« gewöhnungsbedürftig, auch wenn es dazu immerhin passend rustikal »Späne & Salsa« gibt. Die Hühner-Brüste gibt es dort wahlweise derb »geschwärzt« oder »geknackt«, »gebrochen« oder »gebürstet mit Honigsenfsoße«. Die Sandwiches sind hingegen auch »abgewischt« oder »begossen« erhältlich, die Burger »gekocht zu Ihrem Mögen". Nachdem wir zu unserem Mögen gespeist haben, macht uns auch »Yummie, die zähe Schokolade« nichts mehr etwas aus.

Während wir Yummie verdauen, bleiben wir im englischen Sprachraum, verändern uns aber um mehrere tausend Meilen in eine südafrikanische Lodge, wo Kochen wirklich und wahrhaftig noch Handwerk ist. Ob dort der Hausmeister für die Speisekarte verantworlich ist? Wie auch immer, »Kammuscheln dienten mit Isolationsschlauch der Gurke« klingt uns zu kieferbeanspruchend, leichter zu bewältigen dürfte sein: »Apple consommé mit einem mittleren Sahne-sherry-schaumgummi«. Wie wünschen Sie Ihr Schaumgummi, Sir? Medium!

Rücksichtslos geht es im irischen Motorcycle Inn zu. Was ein richtiger Biker ist, der leckt sich schon die Lippen, wenn er auf der Karte liest: »Unsere Selbst Fritierten Zerschlagene Pilze«. Danach hat der Ledermann für gewöhnlich Appetit auf gediegene Riesenportionen wie etwa »Die hungrige Hinterteil-Steakmehrlagenplatte«

Vorgewarnt wird der Tourist, wenn er am schottischen Loch Ness Center einkehrt: »Unsere Speisekarte verändert häufig sich«. Und das ist auch gut so, angesichts solcher Angaben auf dem Menü: »Knoblauch schießt in Hochland-Whisky-Soße wie Pilze aus dem Boden« und »Beherbergen Sie Schädel mit Haferplätzche«. Immerhin wird der hungrige Gast über die früheren Angewohnheiten der Nahrungsmittel informiert: »Schottische Eiche rauchte Lachs« und, wie niedlich, »Mandel krümelt«.

Doch so richtig Lust auf die schottische Küche stellt sich nicht ein, kein Wunder, wird doch »klumpiges Hähnchen & Krautsalat« gereicht. Hinterher gibt es für die Sado-Maso-Freunde unter uns »Erdbeeren mit gepeitschter Sahne«. Die Mediziner, insbesondere Tierärzte, freuen sich derweil über »Auswahl örtlich geheilter lieber Heringe in Sherry«. Mein lieber Hering! Und zu trinken? »Wein neben dem Glas« Nein, das macht doch Flecken. Lieber »Bier auf Hahn«? Nun, Bier auf Wein, das lass sein – aber Bier auf Hahn?