07.02.08

Magdi Aboul-Kheir

Charlotte Rampling hat mir total versautes Zeug geschrieben

Eigentlich mag ich es nicht, mit meinen prominenten Bekannten anzugeben, mich mit den Stars zu brüsten, die bei mir ein- und ausgehen. Aber manchmal verblüfft es mich selbst, mit welchen Größen ich so verkehre. Das Online-Zeitalter macht es möglich.

Meist erhalte ich von guten Freunden und Bekannten Mails, manchmal auch von mir unbekannten Menschen, die Namen tragen wie Xeon McCrcken, Chapman Q. Gwendoline, Mingsi Couch und Colombo Kropf – über die Anzüglichkeiten, die sie in ihren Schreiben ausbreiten, möchte ich schweigen.

Neulich las ich als Absender aber tatsächlich »Charlotte Rampling«. Ja, genau, die wunderbare britische Schauspielerin, die von »Nachtportier« bis »Swimming Pool« in grandiosen Rollen zu sehen war. Eine der wunderbarsten Leinwanderscheinungen des anspruchsvollen europäischen Kinos. Und genau sie hatte mir geschrieben. Sie. Mir. Geschrieben.

Charlotte Rampling schrieb mir etwas über – nun, über »naked busty brunette and slim blonde kissing«. Das waren freilich erstaunlich anzügliche Worte, schließlich kenne ich Mrs. Rampling ja gar nicht persönlich; andererseits hat sie in ein paar deftigen Filmen ziemlich aufreizende Auftritte hingelegt. Und vielleicht hat ihre Anwesenheit in »Basic Instinct 2« zwar ihrem Bankkonto gutgetan, ihr aber ansonsten mental zugesetzt. Auf jeden Fall möchte ich über den Rest ihrer Mail den Mantel des Schweigens hängen. So eine alte Sau.

Ein paar Tage später nahm »Ralph Fiennes« mit mir Kontakt auf. Ein großartiger Schauspieler, trotz »Der englische Patient.« Das Betreff lautete interessanterweise nicht »I have a new movie« oder »Do you want an autograph?«, sondern »curly-haired teeiny screwed hard and blowjob led soon«. Das empfand ich doch als irritierend. Doch dann fiel mir ein, dass Fiennes als Nazi in »Schindlers Liste« zu sehen war und in den Harry-Potter-Filmen den fiesen Voldemort gibt. Die Vollwutz schrieb noch was von »big azz raunchy latina fuukced and faciialed«, es waren also auch Mängel in der englischen Rechtschreibung zu beklagen, und das von solch einem very british actor. Absolut empörend. Ich fragte ihn in einer gepfefferten Antwort-Mail, was er damit bezweckt, aber er antwortete mir nicht.

Der dritte VIP, der mir binnen kurzer Zeit schrieb, war »Christian Bale«. Ein extremer Typ, für den Thriller »Der Maschinist« hatte er 30 Kilo abgenommen, er war der »American Psycho«, und den Batman spielt er als völlig neurotischen Typen. Ihm sei zugestanden. sich mit der »dirty redhead nude« zu vergnügen, von der er mir schrieb, aber was geht's mich an? Was für Charaktere, was für Abgründe. Es sind schon Drecksäcke, diese Hollywood-Typen, die mich da mit ihrer klebrigen Intimsphäre belästigen. Die Mail von »Barry Newman« öffnete ich schon nicht mal mehr. Der hatte einst einen Serien-Anwalt namens »Petrocelli« gespielt, den ich als Kind bewunderte; aber nun hat er es offenbar nötig, sich mit Prosa der Art »tanned redhead babe fingers herself open dwelt birds« ins Gespräch zu bringen. Eine Schande.

Dann kam noch Post von »Seehofer«. Horst schickte mir eine »Einladung zu unserem Netzwerk«. Damit konnte ja nur die CSU gemeint sein, oder? Doch stand da zudem: »Die Gemeinschaft erwartet Sie noch heute!« Gemeinschaft klang mir allerdings ein wenig zu sehr nach Sekte. Arg suspekt. Ich löschte die Mail sofort. Vielleicht schreiben mir jetzt ja noch Beckstein und Huber, um zu fragen, wo ich bleibe. Oder Frau Pauli, die hat bestimmt auch eine Gemeinschaft.

Von der christlich-sozialen Union war es nur ein kleiner Schritt – nun, so klein nun doch nicht. Ich bekam nämlich eine Mail, ungelogen, von »Jesus«. Genau von demjenigen. Ich bin ein nicht übermäßig transzendental veranlagerter Mensch, aber ich zitterte, als ich die Mail öffnete. Das Jesus-Video – eine Lappalie gegenüber der Jesus-Mail! »Ich habe eine Affäre mit einer Bekannten«, stand da, und dann, nun kommt's: »Sie hält mich für einen Sex-Gott«. Ein Wunder? Eher weniger. Sogar eine sehr profane Angelegenheit, wie ich weiter zu lesen bekam. »Ich liebe Viiaaaagra ... Das ist der Fickmacher. Das Alter hat nix damit zu tun. Ich bin zwar noch jung, aber die Viiaaaagra-Power kann auch durch junge Kraft nicht ersetzt werden.« Naja, 2000 Jahre alt, von wegen jung, der Angeber. Und dann setzt er noch einen drauf: »Sie leben nur einmal – warum dann nicht was neues ausprobieren?« Ich lebe nur einmal ... Ja, drück es mir nur rein, alter Auferstandener.

Was zuviel ist, ist zuviel. Ab mit den Promis ins RTL-Dschungelcamp.