07.03.10

Magdi Aboul-Kheir

Die Bindenbrusse unter Kannibalen: Panierter Sepp und ertrunkener Knacker

Essen, so spricht der Philosoph, hält Leib und Seele zusammen. Was uns der Philosoph immer noch nicht verraten hat: Was eine Bindenbrusse überhaupt ist – und was mit uns passiert, wenn wir in Griechenland »Grunes Blahgemuse« verzehren. Ist das Blahgemüse gesprächig oder sorgt es für Flatulenzen? Im letzteren Fall könnte man zuvor auch noch eine ungarische »Suppe Böller« löffeln, die sorgt garantiert für den richtigen Knalleffekt.

Was passiert denn mit Leib und Seele, wenn wir »Huhnsteak gerostet« vorgesetzt bekommen – schlägt es uns nciht eisenhaltig zu sehr auf den Magen und das Gemüt? Wie schwer liegt uns wohl »Spaghetti mit Garnele, Basilie und Piniennusskohle« im Leib? Wie schmerzhaft piekt die tschechische »Käse-Nadel«, und wer überlebt den Genuss von »Penne mit Tomatenpest und Parmesan-Hobelspänen«? Gefährlich appetitlich oder doch eher appetitlich gefährlich klingen auch »Hünermischung Satan«, »Sensenbraten«, »Drachen Gemischte« und »Schweineschulter von dem Henker brennend«. Ja, Herr Philosoph, was nun?

Doch Moment mal, »Schweineschulter von dem Henker brennend«? Da ist doch Kannibalismus in Verzug! Ein »Gemüseleibchen« mag noch harmlos vegetarisch daherkommen, auch könnte es sich bei »Gnochi mit Schweinefleischjungfern« oder »Ofengebackene Kid-Schulter« um Missverständnisse handeln, doch das »Kerlsteak«, die »Raucherroulade« und vor allem »Gebackene Rippenstücke von dem Aufpasser« lassen keinerlei Zweifel mehr zu. Ebenso wenig klingt »Gebackenes Knie von dem Sheriff auf dem Brettchen mit dem Gemüse« harmlos. In Marienbad verwerten sie offenbar gleich die älteren Kurgäste und bieten »Ertrunkenen Knacker« an. Ebenso macht uns ein Gericht wie »Hinrichtungen Schwert« angst und bange.

Gefährdet sind auch Schiffbrüchige (»100g Ertrunkenen mit der Zwiebel«) und Senioren (»Gänse Consommé mit hausgemachte Greisknödel«), Musiker (»Salat von Trommelschlaeger«) und alternative Politiker (»Grüne Gekochte«). Wir sollten zudem Soldaten warnen (»Junge Pikant-Koteletten des Obersts Kreutzer«), Nichtsesshafte (»Landstreickersack, mit Gemuse garniert«) und junge Liebende (»Pärchen mit Senf«).

Es wird in der ruchlosen Gastronomie weder vor der Kundschaft Halt gemacht, wie man dem tschechischen Gericht »Stammgast Brett umgelegt mit Rauchfleisch« ansieht, noch vor den Lokalinhabern: »Steak von Frau Schenkwirtin«. Ja, selbst das Personal in den Restaurants ist nicht sicher, zumindest nicht in Spanien: »Achten Sie darauf, die verschiedenen Fisch der Insel Geschmack. Siehe unsere Kellner.«

Wirklich schlimm geht es im Restaurace Chaloupke zu, im tschechischen Brünn. Dort wird schon mit den Tieren nicht nett verfahren, wie man der Leckerei »Von der Weißen Frau Perchta übergefallenes, zubereitetes Kotelett« entnehmen kann. Arme Kerle, kann man da nur sagen, angesicht des Angebots, das von »200 g Zigeuner an der Spicknadel« bis zu »150 g Panierter Kerl Sepp aus Sedlcany« reicht. Wobei auch die Frage zu stellen wäre, weshalb man vom Kerl Sepp 50 Gramm weniger bekommt. Weitere Spezialitäten des Hauses sind »Das Geheimnis des fressgierigen Oberschärfer« und »Das Jungferchen, das erfreut (gegrillt)«. Weshalb sie sich über das Gegrilltsein so freut, bleibt des Jungferchen Geheimnis. Vielleicht hat es mit dem Kerl Sepp zu tun.