13.12.07

Magdi Aboul-Kheir

Kopf hoch, Karel

Man muss sie namentlich aufführen. Mit dem Finger auf sie zeigen. Waldemar Matuska. Miroslav Zbirka. Peter Nagy. Pavol Habera. Daniel Hulka. Und den schlimmsten von allen: Dalibor Janda.

Ja, sie alle sind schuld an der bitteren und traurigen Wahrheit, die sich hinter der Nachricht der Woche versteckt. Die lautete nämlich so: »Der tschechische Künstler Karel Gott (›Biene Maja‹) hat zum 33. Mal die Auszeichnung ›Nachtigall‹ als beliebtester Sänger seines Heimatlandes erhalten. Der 68-Jährige hatte den Publikumspreis erstmals 1963 gewonnen.«

Was daran schlimm ist, wenn Karel Gott zum 33. Mal triumphiert? Was daran schlimm ist? Natürlich folgendes: Dass er den Preis achtmal nicht erhalten hat! Es gab acht lange und quälende Jahre, in denen Karel Gott nicht als beliebtester Sänger seiner tschechischen Heimat gewürdigt wurde! Das muss man sich mal vorstellen, wenn man das überhaupt kann. Man sollte auf deutschen Straßen Menschen fragen, welche tschechischen Sänger sie außer Karel Gott kennen. Matuska, Zbirka vielleicht? Nichts wird kommen, nichts! Und das soll dort in Böhmen und Mähren, in der Hohen Tatra und an der schönen Moldau schon so oft nichts wert gewesen sein?

Und doch ist es so. 1967 machte ihm etwa dieser Matuska einen Strich durch die Rechnung, dabei hatte Karel Gott kurz zuvor auf dem ersten internationalen Festival des Tanzliedes in Bratislava die Goldene Lyra geholt und mit seinem Song »Bum, bum, bum« einen Rundfunkcontest gleich fünffach gewonnen. 1982 kam dann Zbirka des Wegs, 1985 Nagy ...

Besonders Dalibor Janda setzte der Prager Goldkehle zu, der legte von 1986 bis 1988 einen regelrechten Anti-Gott-Hattrick hin. Wo Karel Gott doch 1986 die »Goldene Nadel« der Plattenfirma Polydor für 20 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit bekommen hatte, wie vor ihm nur Herbert von Karajan und Leonard Bernstein. Andererseits sind Karajan und Bernstein ja überhaupt nie zum beliebtesten tschechischen Künstler gewählt worden, einen Rest Gerechtigkeit gibt es also doch noch.

Von 1992 bis 1995 wurde der Preis überhaupt nicht vergeben. Es ist nicht zu fassen. Obwohl Karel Gott da mit Dalia Lavi »Ich bin da um dich zu lieben« sang. Und das alles einem Künstler, dessen Karriere mit »Moon River« auf Tschechisch begann. Einem Kulturbotschafter, der seine Hits auch auf Hebräisch, Spanisch und Romani interpretiert, einst sogar für Österreich einen 13. Platz beim Eurovision Song Contest holte! Einem Mann, von dem es mehr Best-of-Alben als sonstige Scheiben gibt – so gut ist der! Einem Sänger, der ein eigenes Museum namens »Gottland« hat und der je nach Quelle 30 oder 100 Millionen Tonträger verkauft hat – es sind so viele, dass man es nicht genauer sagen kann! Von wegen, nur »Biene Maja«.

Aber Karel Gott lässt sich nichts anmerken. Im Gegenteil. »Ich bin so stolz, dass ich den Preis so oft bekomme, weil es in der Popmusik – wie jeder weiß – keine Garantien gibt«, bedankte er sich bescheiden für die neuerliche Auszeichnung. Ja, es gibt keine Garantien im Leben und in der Popmusik, und das hat keiner so schmerzhaft erfahren wie er.