Es regnet wieder. Ich greife zu »Happy Rain« – das ist der Knirps von C&A – und argwöhne, ob ich den Unterschied zwischen glücklichem und unglücklichem Regen bemerken würde. Bin ich doch den Launen des Wetters gegenüber bekannt als grober Klotz, als Schröder der Meteorologie. Selbst Sonnenschein perlt an mir ab. Ein unsichtbarer UV- und Regenschutz imprägniert mein Gemüt, kein Tropfen Wasser kann meine Stimmung trüben.
Glücklich macht mich in diesen stürmischen Zeiten der Blick auf eine Packung IDEE-Kaffee. Dort inspiriert Kaffeemogul Albert Darboven all jene, deren Blick in die Zukunft umwölkt ist: Kleinunternehmer am Existenzminimum, Geschäftsführer vor der Gewinnwarnung, Vorstände unter dem Gewerkschaftstisch. In bescheidener Großunternehmermanier verkündet er uns, wie er sich trotz Konjunkturflaute noch Erfolgserlebnisse verschafft. »Mein Ziel war es«, so Darboven »IDEE KAFFEE noch bekömmlicher zu machen. Und es ist mir gelungen!« Darauf kann er auch stolz sein, finden wir. Daran sollten sich andere Unternehmer mal ein Beispiel nehmen. Ist das nicht ein Böhnchen Hoffnung für das konjunktursieche Deutschland? Zisch – das Vakuum entweicht aus der Packung wie ein Seelchen.
Seit sich unser aller Filterkaffee italienische und portugiesische Bärtchen zugelegt hat, sind mit seinem Alte-Tanten-Image auch Onkel Dosenmilch und sein Öffner eingegangen in die ewigen Jagdgründe der Nostalgie. Früher konnte man auf alkoholfreien Studentenpartys gelegentliche Gesprächsthemen-Löcher dadurch stopfen, dass man fragte, was es eigentlich mit den Filtertütengrößen (1x2, 102, 1x4, 8x4?) für eine Bewandtnis habe. Oder ob es jemandem je gelungen sei, die Knöpfe seines Bettbezuges mit den Zehen zu öffnen (Keine Frage, dass dafür einige Vormittagsstunden draufgehen, aber unter Studenten schickt sich das). Heute muss man neue Kapitel aus seinem Kuriositätenärmel zaubern.
So las ich neulich, dass nur 2% der Männer und gerade mal 4% der Frauen Konfitüre außer Haus konsumieren. Fast 80% der Deutschen verwenden ihr Toilettenpapier ordentlich gefaltet. Von einem Drittel der Frauen wird es sogar abgezählt. Und wieder andere Studien haben gezeigt, dass Partner mit sehr ähnlichem Körpergeruch besonders häufig kinderlos bleiben: ein Schlag ins Kontor der deutschen Bevölkerungspyramide, die dabei ist, sich zu einer Bevölkerungszwiebel zu entwickeln, um in nicht allzu ferner Zukunft die Gestalt einer Bevölkerungsfiltertüte anzunehmen. Dabei könnte man der nationalen Fertilität doch auch mit politisch verabschiedeten Düften auf die Sprünge helfen. Nach Gabriela Sabatini und Naomi Campbell jetzt auch Ulla Schmidt, für obenrum, für untenrum und für unsere Rente.
Aber ich werde nicht mehr auf Studentenpartys eingeladen, vielleicht, weil ich schon jemanden gefunden habe, der anders riecht als ich. Das stimmt mich versöhnlich. Meinetwegen darf der Regen sich weiter regen, Herr Darboven sich von mir unbemäkelt weiter auf die Schulter klopfen und dieses Kapitel endlich zu Bett gehen.