06.06.06

Till Frommann

Wenn der Postmann 666 mal klingelt

Ein Horrorszenario! Man nehme einen Freitag den Dreizehnten oder, bestimmt genauso schlimm oder sogar noch viel, viel schlimmer, weil deutlich seltener, den 6.6.2006, packe einen ungewollten Gang unter einer Leiter hindurch hinzu und garniere das alles mit einer von rechts kommenden, schwarzen Katze. Vielleicht noch ein Spiegel als Sahnehäubchen, der einem aus Versehen herunterfällt. Das bringt summa summarum mehr als zwanzig Jahre lang Pech, wenn nicht sogar noch ein wenig mehr.

Doch mich persönlich kann das alles nicht beunruhigen. Ich glaube nämlich nicht an diesen Hokuspokus und ausgemachten Humbug. Genauso gut könnte ich an den Weihnachtsmann glauben, an den Osterhasen oder aber an Mickey Maus, Goofy und die gesamte Existenz von Entenhausen.

Astrologie! Geister! Gespenster! Und Aberglaube. Das alles sind Spinnereien. Und Außerirdische mag es zwar geben, aber doch ganz bestimmt nicht in unserer allzu nahen Nähe.

Manchmal jedoch erschrecken mich diverse Kleinigkeiten, die eigentlich nur Zufall sein können. Neulich beispielsweise habe ich das Auto eines Bekannten gesehen – im Kennzeichen die Zahl »666«. Das Zeichen des Teufels! Unheimlich! Und war das vielleicht gar als Warnung zu verstehen? Steig nicht in dieses Auto, könnte mir das Nummernschild sagen wollen, steig da bloß nicht ein.

»Zufall!«, schreit mir meine Schulweisheit entgegen, »das ist einzig und allein Zufall. Fang jetzt ja nicht an, dir irgend etwas einzubilden.«

Ein paar Tage später kaufe ich in einem Supermarkt ein. Nichts Ungewöhliches. Ein paar Pizzen. Cola. Süßigkeiten. Und dann der Gang zur Kasse. Die Verkäuferin fährt die Produkte über den Barcodeleser, es piepst ein paar Mal, und dann steht er da, der erschreckende Endbetrag.

»Macht genau 13 Euro«, grinst mir die Verkäuferin entgegen. Ich erschrecke. Genau 13 Euro! Kein krummer Centbetrag, der bei so gut wie jedem Einkauf auftaucht.

Aber bringt das nun Pech, oder macht mich das zu einem glücklicheren Menschen? Ich finde nirgendwo eine Antwort darauf. Nicht in Ratgebern diverser New-Age-Spinner und genauso wenig auf etlichen Internetseiten.

Hat sich noch niemand mit dem Phänomen der zu zahlenden Einkaufssummen beschäftigt? Es gibt zwar das Goldbärenorakel, das einem durch Ziehung mehrerer Gummibärchen die Zukunft weissagen soll, doch was es mit einer Exakt-13-Euro-Quittung auf sich hat, hat noch niemand untersucht.

Wahrscheinlich war es Zufall, denke ich mir, und meine Schulweisheit gibt mir Recht. »Richtig so«, sagt sie mir, die Schulweisheit, »es hat keine Bedeutung. Denk einfach nicht weiter darüber nach.«

Und deshalb versuche ich nun auch, nicht mehr daran zu denken. Kein Gedanke mehr an mysteriöse Nummernschilder, merkwürdige Quittungen, schwarze Katzen von rechts und Leitern, durch die man aus Versehen wandeln könnte.

Ich bin nämlich nicht abergläubisch. Ich habe zwar damit angefangen, mir eine Sammlung an Glückspfennigen anzulegen, um einer Pechsträhne vorzubeugen. Aber abergläubisch? Ich doch nicht.