10.04.04

Till Frommann

Über die blöde Borderlinebildung der Briten oder
This is Spinal Tap

Gut, dass es Gerhard Schröder gar nicht gibt. Und seine was weiß ich wievielte Frau, jedenfalls die mit den großen Zähnen, ist Gott sei Dank auch nicht ganz echt. Dafür habe ich gestern Wickie und die starken Männer beim Einkaufen getroffen, und irgendwie war es mir schon ein wenig peinlich, diesen Dreikäsehoch um ein Autogramm zu bitten.

Auf dem »Discovery Channel« haben sie neulich über den Krieg der Welten berichtet und wie die Außerirdischen fast die gesamte Welt platt gemacht hätten. Danach brachte dieser wirklich wunderbare Wissenschaftssender eine Dokumentation darüber, wie es war, als die Affen die Welt und damit auch die Menschheit beherrschten.

Hach ja, wie hieß es noch gleich in einem Liedtext dieser glücklicherweise halb zurück in die Dunkelheit des Ostens katapultierten Musikgruppe? Der Wahnsinn ist nur eine schmale Brücke, die Ufer sind Vernunft und Trieb! So ist das nun einmal, und die britische Zeitung »The Independent« hat mit Hilfe einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, wie viele Inselbewohner nicht mehr richtig zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können. Winston Churchill beispielsweise halten neun Prozent der Befragten für eine ausgedachte Persönlichkeit. Und wer bitteschön war Hitler?

»Bitte wer?«, sagten immerhin elf Prozent der 2096 Befragten, doch wahrscheinlicher war, dass sie nicht einmal nachhakten und Unkenntnis bewiesen, sondern vielmehr zu wissen schienen, wer dieser ominöse Mensch gewesen sein mochte. »Hitler«, werden sie dem Empirie-Institut erklärt haben, »so hieß doch dieser Hase in ›Alice im Wunderland‹, der immer zigtausend Uhren bei sich trug, weil er Angst hatte, zu spät zu kommen.« Ja, so wird es gewesen sein. Und Goebbels, der getreue Kumpan vom Hitlerhasen, wird die anderen Jutetaschen mit tickenden Zeitmessern seinem Herrn und Meister hinterhergeschleppt haben.

Dschingis Khan hielten 38 Prozent der Befragten ebenfalls für eine fiktive Persönlichkeit, und wäre die Umfrage in Deutschland durchgeführt worden, wäre mit ihm hoffentlich auch Ralph Siegel in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Und man würde lachen. Ho ho ho ho. Immer lauter lachen. Ha ha ha ha.

Doch zurück nach Great Britain, dem Land, in dem man sich noch immer mit Schrecken an den Angriff der Marsianer zurück erinnert – zumindest sechs Prozent glaubten, dass es diese zum Glück missglückte Invasion tatsächlich gegeben hat. Drei Prozent befiel der Irrglaube, dass die Schlacht bei Helms Klamm aus »Der Herr der Ringe« ausgetragen wurde, gefolgt vom Kampf um Endor aus der »Krieg der Sterne«-Saga mit einer Borderlinequote von zwei Prozent. Und mit jeweils einem Prozentpunkt spukten zum einen der grausige Planet der Affen und zum anderen der Kampfstern Galactica in den Köpfen der Inselaffen herum.

Des Weiteren glaubten fünf Prozent, dass es Conan, den Barbaren wirklich und wahrhaftig gab; er soll dem Gouverneur von Kalifornien zumindest vom Aussehen her nahe gekommen sein.

Ich überlege, ob ich mein Wickie-Autogramm bei Ebay versteigern sollte oder es doch lieber in Sichtweite an die Wand hinter meinem Computermonitor aufhänge. Außerdem darf ich nicht vergessen, für meinen neuen Mitbewohner Alf Katzenfutter zu besorgen – der kleine Kerl hatte eine Bruchlandung mit seinem Raumschiff und lebt jetzt schon seit knapp drei Wochen bei mir. Ich hoffe, dass es etwas mit seiner neuen Talkshow wird, damit er sich endlich wieder eine eigene Wohnung leisten kann und bei mir auszieht. Denn irgendwie nervt es mich schon, dass die Dusche wegen seines Haarausfalls ständig verstopft ist. Mit E.T. verträgt er sich eigentlich ganz gut, und zu dessen leuchtendem Finger fiel ihm genau das ein, was ich mir bei diesen eigenartigen Ergebnissen dieser interessanten Umfrage dachte: »Haha! Ich lach mich tot.«

Der britische Bildungsminister hingegen dürfte eher weniger amused sein.