11.10.07

Till Frommann

Mein Leben mit Massenmedien (X):
Am Ende unaufgezwungener Frohsinn

Es ist schlimm, aber wahr: Mein Leben besteht aus Alltag, und mein Alltag besteht aus Massenmedien. Fernsehen, Radio, Internet, Zeitungen, Magazine. Alles. Willkommen bei meiner ganz persönlichen Massenmedienberieselung.

Donnerstag, 27. September 2007

Selbstmitleid zum Beispiel kann ich ganz gut. »Reißende Wasser« (ZDF, 2 Uhr 05) voller Tränen laufen mir über die Wangen, wenn ich daran denken muss, wie nichtsnutzig ich doch bin.

Hach ja. Was ist das alles schrecklich, furchtbar und schlimm.

Morgen werde ich an dieser Stelle darüber nachdenken, was das hier überhaupt soll, und danach werde ich ungefähr sieben Stunden lang weinen, weil ich nach dem vielen Selbstmitleid nicht auch noch dieses Selbstzweifeln ertragen kann. Und übermorgen werde ich überschwänglich darüber schreiben, wie schön die Welt ist und weshalb ich so glücklich bin.

Freitag, 28. September 2007

Und nun: die Sinnfrage. Was mache ich hier eigentlich? Das könnte jetzt ein bisschen länger dauern. Ich könnte andererseits aber auch schon nach ein, zwei Sätzen gleich wieder die Lust daran verlieren, mir über einen Grund für das alles den Kopf zu zerbrechen. Ich bin gespannt.

Also.

Ich schreibe hier nun schon seit ein paar Monaten vorrangig über mich und nachrangig tue ich so, als wenn ich Fernsehtipps geben würde. In Wirklichkeit dienen die Titel der Sendungen einfach manchmal nur dafür, mir die Grundlage oder den Anstoß für ein mögliches Thema zu geben – worüber könnte ich heute schreiben? Mal sehen, wie heißen denn die Fernsehsendungen, die heute laufen?

Und dann schwanke ich »Zwischen Himmel und Hölle« (Kabel Eins Classics, 15 Uhr 05), welcher Titel mir einen kreativen Schubser geben könnte.

Und wieviel gebe ich eigentlich von mir preis bei dieser eitlen Nabelschau? Nicht viel, finde ich. Denn was schreibe ich schon großartig? Wie es mir mal wieder schrecklich, gut oder fantastisch geht. Hin und wieder kleine, unbedeutende Anekdötchen.

Und nicht einmal als Stimmungsbarometer taugt das hier – nicht einmal die Frage »Wie geht es ihm denn heute, diesem komischen Kauz?« beantwortet es nämlich, weil ich manchmal drei, vier Tagebucheinträge hintereinander wegschreibe. Dass dies ein Eintrag für Freitag, den 28. September, ist, heißt beispielsweise nicht, dass ich ihn auch am Freitag verfasst habe, sondern vielleicht schon am Mittwoch. Meine Laune könnte jetzt also schon wieder vollkommen anders sein.

Zurück zur Sinnfrage. Warum mache ich das hier? Könnte ich die Antwort bitte noch ein weiteres mal vertagen, bitte? Vielen Dank.

Samstag, 29. September 2007

Wenn ich doch nur mehr an meine rationalen Überlegungen und Einschätzungen glauben würde, wäre ich ganz bestimmt viel glücklicher. Mehr ist zu meinem Glück im Moment nicht zu sagen.

Sonntag, 30. September 2007

Heute im »Philosophischen Quartett« (ZDF, 0 Uhr): »Wo bleiben unsere Bürgerrechte?«

Dazu fällt mir ein, dass jeder das Recht hat, etwas falsch zu machen. Neulich zum Beispiel wollte ich eine Postkarte verschicken – weshalb auch nicht? Das macht man nun einmal so, wenn man verreist. Nur leider hatte ich es nicht geschafft, die Karte vom Urlaubsort, also aus Neapel, loszuschicken, sondern erst wieder hier, in Deutschland.

Am Automaten wollte ich eine 45-Cent-Briefmarke ziehen, hatte jedoch nur 50 Cent in meinem Portmonee finden können, deshalb gab es fünf Cent als Briefmarke zurück. Wechselgeld wäre mir lieber gewesen. In meiner Verträumtheit hatte ich die fünf Cent draufgeklebt, aber angekommen ist die Postkarte trotzdem, anscheinend hatte es der Postbote überhaupt nicht gemerkt.

Und die Moral? Verpeiltheit lohnt sich, selbst wenn man zwei Fehler hintereinander machen sollte – und Geld kann man damit anscheinend ebenfalls sparen.

Montag, 1. Oktober 2007

Seit über einem halben Jahr wohne ich jetzt in Mainz, der Stadt des unaufgezwungenen Frohsinns. Was das für ein Ort ist? Ich weiß es nicht genau, weil ich die meiste Zeit in einer Außenredaktion gearbeitet habe, in einer anderen Stadt.

Leider fühle ich mich noch immer nicht – wie sagt man so schön? – wie zu Hause, vielleicht kommt das ja noch. Ach, was soll es denn. Es wird schon irgendwie.

Und der Begriff »Heimat« wird sowieso viel zu sehr überschätzt. Hauptsache, die Nachbarschaft heißt einen willkommen (»Willkommen in der Nachbarschaft« , RTL 2, 21 Uhr 15). Helau.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Was ich manchmal hasse, sind diese Besserwisser, die alles, aber auch alles besser wissen. Manchmal bin ich selbst einer von diesen Menschen, und manchmal hasse ich mich dann halt selbst dafür.

Viel sympathischer sind doch die Menschen, die wissen, dass sie keine Ahnung haben (»Keine Ahnung?«, Pro Sieben, 0 Uhr 10). Dass sie nichts wissen, aber wenigstens das einigermaßen genau.

Ich hoffe, dass ich überwiegend nicht besserwisserisch bin – und das manchmal nicht nur auf Grund meiner Unwissenheit, sondern auch, weil ich manchmal halt weiß, wann ich meine Klappe zu halten habe.

Jetzt zum Beispiel.
ENDE

PS: Ich werde mich jetzt mehr darauf konzentrieren, meinen Erfolgsroman zu schreiben. Vielen Dank fürs Interesse.