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»Autoverkäufer an die Macht? oder
Wahlaufruf« vorgetragen von Tom Wendt
(Bitte beachten Sie unseren Rechtevorbehalt).

26.04.05

Guido Heyn

Autoverkäufer an die Macht? oder
Wahlaufruf

Wir Deutschen, wir sind schon ein komisches Völkchen – wählen immer die Falschen. Wie ich darauf komme? Etwa durch den Widerspruch zwischen der Regierungspolitik der vergangenen Jahre und ihren jüngsten Äußerungen gegen die plötzlich ach so bösen, aber doch jahrelang hofierten Kapitalisten? Nein, nein. Eine aktuelle Umfrage (Mehrfachnennungen waren möglich) des Magazins »Reader's Digest« brachte mich darauf. Diese ergab nämlich Folgendes: Nur 6 Prozent der Befragten setzen in Politiker ein »sehr hohes« bzw. »ziemlich hohes« Vertrauen, damit nur halb soviel wie noch vor zwei Jahren. Warum es damals doppelt soviele waren, ist mir allerdings ein Rätsel.

Diese 6 Prozent, habe ich mir überlegt, sind vielleicht genau die Wirtschaftsmagnaten, die geschäftlich zum Beispiel mit Helmut Kohl oder dem jüngst verurteilten Manfred Kanther zu tun hatten. Klar, die können den Politikern vollends vertrauen: Ein Versprechen von Politikern diesen Leuten gegenüber gilt wirklich noch als Ehrenwort und steht weit über deutschen Gesetzen.

Bei der besagten Umfrage landeten Feuerwehrleute übrigens mit 97 Prozent (!!!) auf Platz 1 und die Politiker mit ihren 6 Prozent auf dem letzten Rang, hinter Finanzberatern und Analysten (20%) und Autoverkäufern (16%). Mal ehrlich, wer würde denn Autoverkäufern die Regierung anvertrauen?! Niemand, aber den etablierten Politikern liefern wir uns aus. Vielleicht sollten wir ja doch lieber Autoverkäufer wählen?

Nein, natürlich nicht. Deshalb jetzt mein Aufruf an alle Wahlberechtigten: Bei der nächsten Wahl nur Feuerwehrleute wählen! Und wer jetzt sagt: »Die sind doch gar nicht qualifiziert.«, dem kann ich nur antworten: »Wenn Taxifahrer, Lehrer oder Sozialpädagogen Ministerposten bekleiden können, dann sind Feuerwehrleute auf jeden Fall qualifiziert. Die wissen wenigstens was man zu tun hat, wenn es brennt.«