27.05.00

Lutz Kinkel

Veronas Wurst

Manch einer träumt davon. Von einer schönen, braunen Wurst. Von Veronas Wurst. Von den chanelfarbenen Darmwinden, die ihr entfuhren, als sie die Wurst ablegte. Von der zarten Rosette, die sich mühte.

Ein "Autohaus-Besitzer aus Oldenburg", so lehrt uns die Süddeutsche Zeitung, hat diese Wurst nun in seinen Händen. Er zahlte 24.000 Mark für das Dixi-Klo, das Verona Feldbusch bei ihrem Aufenthalt im Big-Brother-Container benutzte. Vier Mal soll ihr köstlicher Popo die Plastikbrille besessen haben. Vier Mal hat es in der Wanne "Blubb" gemacht.

Was macht nun der "Autohaus-Besitzer aus Oldenburg" damit? Er ist sicher ein Scheißtyp. So wie andere Winter- oder Sommertypen sind. Der Scheißtyp aber ist ein besonderer Mensch. Er hat Geld. Einen schicken Hyundai aus seinem Autohaus. Und ein Haus in Oldenburg mit Ledersofas und goldgefassten Glastischen. Oft koitiert der Scheißtyp mit den Gabys, die er in seiner lokalen Diskothek antrifft.

Trotzdem fühlt er sich immer ein wenig zurückgesetzt. Unterbewertet. Zu kurz gekommen. Denn in seinen Träumen tanzt er ins Dixiland. Wo ein Mädchen wie Verona blubbt. Doch sie lächelt nur vom Fernsehschirm. Unnahbar.

Nun aber hat er wenigstens ihre Wurst. Und das Pipi. Er ist ihr jetzt ganz nah. Direkt am Schritt. Beglückt steckt er seinen Finger in die Wurst und riecht daran. Das ist der Duft von "Peep", von RTL, von Hollywood. Das Aroma des Erfolgs.

Plötzlich bröckelt eine braunverdaute Spinatlocke von seinem Finger. Aber der Autohaus-Besitzer aus Oldenburg, dem ein wenig philosophisch zumute ist, lässt sie einfach über den Innenhof fliegen – vorbei an den Hyundais, den Langnese-Schirmen und den Prospektständen. "Aus Scheiße Geld machen", denkt er. "Das wollen wir doch alle. Der Dieter, der hat's geschafft."