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»Nachdenken über existentielle Fragen
Teil I: Die Existenz« vorgetragen von Melanie Knapp
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28.08.04

Melanie Knapp

Nachdenken über existentielle Fragen
Teil I: Die Existenz

Seit einem Jahr versuchen ich und eine Freundin, unsere Diplomarbeiten zu schreiben. Dass wir dazu weder eine sonderliche Begabung noch eine ausgeprägte Motivation mitbrächten, war uns klar. Dass sich die Sache solange hinziehen und wir uns dabei so durchgreifend wesensverändern würden, das war uns nicht klar.

Zunächst bemerkten wir nur, dass wir auf der Situation völlig unangemessene Schülertricks zurückgriffen: Griffo-Comics mit in die Arbeitskabinen schmuggeln, Kwirk spielen, Zettelchen schreiben in Form von E-Mails, Spuckrohre basteln und mit Papierkügelchen auf Photos von Profs zielen.

In unserer Umgebung stießen wir damit auf Unverständnis. Unsere KomilitonInnen, die zum Zeitpunkt des Studienbeginns noch nicht volljährig waren, promovierten bereits, unsere ehemaligen ArbeitskollegInnen bildeten sich mit Begeisterung fort und sogar unsere Freunde drohten, sich attraktive, aufgeschlossene, engagierte und geistig reifere Freundinnen zu suchen und taten das dann auch.

Wir verfielen in süße Depression. Unsere Jobs hatten wir gekündigt, um mehr Zeit für die Uni zu haben. Jetzt schliefen wir den ganzen Tag, waren bald verschuldet und begannen zu trinken.

Verschiedene Fristen zogen an uns vorüber, die Krankenversicherung meldete den Ablauf des Versicherungsschutzes, das Bundesverwaltungsamt den Ablauf der Bürgschaft für alle weiteren Kredite. Im Radio hörten wir, wie sich die Welt weiter von uns entfernte. Im Kühlschrank gab es nichts als leere Filmdosen. Ich meldete mein Telefon ab, um nicht mehr erreichbar zu sein. Das Telefon meldete mich ab, um sich seiner Unterdrückung zu erwehren.

Existiere ich also?

Lesen Sie weiter in (Teil II: Das Bewusstsein).