11.04.09

Raymund Krauleidis

Die etwas andere Ostergeschichte

In einer repräsentativen Umfrage wurden zehn Kinder über die Ursprünge des Osterfestes befragt. Vier von ihnen antworteten mit »Ostern gibt's wegen der Geschenke«, drei mit »wegen der Schokohasen«, weitere zwei verstanden den Sinn der Frage nicht, wohingegen ein Kind völlig richtig mutmaßte, Ostern habe »irgendwas mit Jesus zu tun«. Ein überraschendes Ergebnis – vor allem, weil es sich bei Murat, dem Kind mit der halbwegs richtigen Antwort, um einen Sprössling muslimischer Eltern handelt.

Richtig ist natürlich, dass wir an Ostern die Wiederauferstehung von Jesus feiern. Da dieser jedoch ausgerechnet in der Schlussphase der Fastenzeit heimkehrte und nach seiner Wiederauferstehung von den Toten einen tierischen Appetit auf gekochte Eier verspürt haben soll (Eier sind ja auch Tiere – nur in etwas anderer Form), wandte er einen simplen Trick an: Er kochte sich heimlich Eier und färbte sie anschließend rot ein, um dem Lieben Gott vorzugaukeln, er würde lediglich an einem Äpfelchen herumnagen. Gott bemerkte den Schwindel jedoch sofort und beauftragte eine Horde zufällig des Weges entlang hoppelnder Hasen damit, Jesus die Eier wegzunehmen und sie stattdessen unter den bedürftigen Kindern im Osten zu verteilen. Durch mehrere Übersetzungs- und Überlieferungsfehler wurde aus »Osten« mehrere hundert Jahre später übrigens »Ostern« gemacht.

Doch das ist nicht der einzige Übersetzungsfehler der Kirchengeschichte: Gott überlegte nach der Eier-Aktion noch ein paar Tage, wie es mit Jesus weitergehen soll und beschloss schließlich, ihn sicherheitshalber doch wieder in den Himmel zurück zu holen, ehe er noch weiteren Schabernack auf Erden treiben konnte. Landläufig ist das heute als »Christi Himmelfahrt« bekannt, wobei diese Titulierung nicht ganz korrekt sein kann. Richtig ist vielmehr, dass Jesus in den Himmel gelaufen sein muss, da zu jener Zeit weder der Tretroller noch das Fahrrad erfunden war – vom Auto einmal ganz zu schweigen. Somit müsste es in Wirklichkeit »Christi Himmelslauf« heißen, was man im Vatikan jedoch vehement bestreitet. »Jesus hatte eben damals schon ein Auto. Punkt!«, versuchte ein konservativer Erzbischof vor kurzem die Beibehaltung des bisherigen Namens zu verargumentieren.

Eigentlich dürfen sich die Kirchen aufgrund solcher hanebüchener Aussagen nicht weiter darüber wundern, dass ihnen die Mitglieder reihenweise abspringen und sich infolgedessen christliche Traditionen und Geschichten nicht mehr auf kommende Generationen übertragen. So feiert die Jugend bereits heute Ostern nur der Geschenke wegen, durchschaut aber immerhin, dass diese von irgendwelchen Hasen gebracht werden, welche jedoch Mama und Papa zum Verwechseln ähnlich sehen. Warum das aber so ist, weiß höchstens der lila Schokohase. Oder das Glöckchen von Lindt.

Nur einer kennt die christlichen Traditionen noch halbwegs genau: der kleine Murat. Und das, wo er an Ostern nicht einmal Geschenke bekommt ...