11.06.08

Raymund Krauleidis

Skandal: Holländer macht Fußball kaputt

Ein Skandal ungeahnten Ausmaßes überschattet die Fußball-Europameisterschaft: Juristen erklärten das aktuelle Regelwerk der FIFA für rechtswidrig und in höchstem Maße diskriminierend. Sie fordern deshalb sofortige Nachbesserungen an den Statuten sowie die Wiederholung aller bisher ausgetragenen Fußballspiele.

Stein des Anstoßes war ein vermeintliches Abseitstor von Ruud van Nistelroy im EM-Spiel der Holländer gegen Italien. Der schwedische Schiedsrichter erkannte das umstrittene Tor jedoch mit Hinweis auf eine ominöse »Regel 11« innerhalb der noch ominöseren »offiziellen FIFA-Spielregeln« als gültig an und sorgte damit für weltweite Irritation sowie wütende Proteste bei den italienischen Spielern und Funktionären.

Überrascht von der Tatsache, dass es so etwas wie »offizielle Spielregeln« beim Fußball überhaupt gibt, machten sich interessierte Juristen umgehend ans Werk und wurden dabei in den Weiten des Internets erstaunlich schnell fündig. »Was ich dort allerdings entdecken musste«, so eine immer noch unter Schock stehende Anwältin aus Berlin, »ließ mir förmlich das Blut in den Adern gefrieren ...«

Ein Zitat aus Regel 3 der besagten Statuten verdeutlicht, was gemeint ist:

»Das Spiel wird von zwei Mannschaften bestritten, von denen jede höchstens elf Spieler aufweisen darf; einer von ihnen ist der Torwart. Das Spiel kann nicht beginnen, wenn eine der Mannschaften aus weniger als sieben Spielern besteht.«

Experten sehen hier - wie im gesamten Regelwerk - eine eindeutige, dem Gesetz zuwiderlaufende »Benachteiligung wegen des Geschlechts« als gegeben.

Juristisch korrekt müsste die eben zitierte Passage natürlich heißen:

»Das Spiel wird von zwei Mann- oder Frauschaften bestritten, von denen jede höchstens elf SpielerInnen aufweisen darf; eine(r) von ihnen ist die Torfrau (bzw. der Torwart). Das Spiel kann nicht beginnen, wenn eine der Mann- oder Frauschaften aus weniger als sieben SpielernInnen besteht.«

»Diese so genannten ›Regeln‹ sind nicht nur ein klarer Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, sie entsprechen auch in keinster Weise dem BGB«, erklärte die Rechtsgelehrte weiter und kündigte an, gemeinsam mit diversen KollegInnen hart gegen den Fußballverband vorgehen zu wollen. Schlimmstenfalls könnte dies bedeuten, dass alle seit bestehen des Regelwerks ausgetragenen Fußballspiele - somit auch die der laufenden EM - für ungültig erklärt und wiederholt werden müssten.

Während man bei der FIFA und der UEFA bislang noch jede Stellungnahme verweigert, macht mittlerweile auch Alice Schwarzer für die Aktion mobil. Auf der Homepage ihrer Zeitschrift ›Emma‹ rief sie die deutschen Frauen dazu auf, im unwahrscheinlichen Falle einer Fortsetzung der EM in einen mehrwöchigen Koch-, Putz- und Sexstreik zu treten. Ihr Appell: »Eierstöcke. Wir brauchen Eierstöcke!«

Die erhoffte Fortsetzung des »Sommermärchens« ist somit ernsthaft in Gefahr.
Den Holländern sei Dank ...