13.11.14

Raymund Krauleidis

Fruchtfliegen sind auch nur Menschen

Ich gebe zu: Ich glaube an die Wissenschaft! Deshalb bin ich auch ein glühender Verehrer von sogenannten Studien, in denen hochbezahlte Akademiker mitunter jahrelang damit beschäftigt sind, aufwändige Experimentreihen durchzuführen, die am Ende in bahnbrechenden Ergebnissen wie etwa »Oralsex hilft gegen Morgenübelkeit« münden.

Verstärkt wird der gesundheitliche Aspekt der eben erwähnten Erkenntnis übrigens dadurch, dass der selbstlose Spender der Kategorie »Fleischfresser« zugehörig ist. Die haben nachweislich besseres Sperma als Vegetarier – behauptet zumindest Dr. Eliza Orzylowska von der Loma Linda University in Kalifornien. Aber das nur am Rande...

Schwierig wird es für den leichtgläubigen Laien allerdings, wenn sich unterschiedliche Studienergebnisse auf den ersten Blick widersprechen. So hält Kakao beispielsweise das Gehirn jung, wohingegen der Konsum von Milch einen frühen Tod begünstigen kann. Wer sich also regelmäßig sein Kabapulver in die Milch schüttet, bleibt zwar geistig fit, geht jedoch schneller hops. Ich gieße mir den Kakao deshalb nur noch mit heißem Wasser auf. Schmeckt zwar scheiße, macht aber schlau – vorausgesetzt man hört währenddessen nicht versehentlich Beyoncé oder Lil Wayne. Deren musikalische Ergüsse sind nämlich nur etwas für Dumpfbratzen. Im Gegensatz zu Radiohead, Sufjan Stevens oder Beethoven – den ausgewiesenen Lieblingsinterpreten (bzw. -komponisten) der Bildungselite, wie US-Forscher unlängst herausgefunden haben.

Das Problem an der Sache: Radiohead (vor allem die neuen Sachen) und Beethoven (auch die alten Sachen) schlagen mir grundsätzlich auf den Magen. Deshalb bin ich mittlerweile regelmäßig in Museen anzutreffen. Denn was bislang nur wenige wissen: Das Betrachten von Kunstwerken fördert die Verdauung – im Gegensatz zum oft zitierten »Verdauungsschnaps«, der Studien zufolge überhaupt nichts bringt. Rembrandt statt Weinbrand. Irgendwie doof...

Dem stimmen sicherlich auch Abermillionen männlicher Fruchtfliegen zu, die ihren Kummer über die mangelnde Paarungsbereitschaft der Fruchtfliegenweibchen gerne und (eigenen Studien zufolge) häufig in Alkohol ertränken. Das Raffinierte dabei: Alkohol macht sie gleichzeitig noch homosexuell. Dumm nur, dass sie danach zwar wilden, hemmungslosen Sex mit ihren gleichgeschlechtlichen Leidensgenossen haben könnten, mittlerweile aber viel zu besoffen dafür sind. Wenigstens ist ihnen am Morgen danach meist ordentlich übel. Fruchtfliegen sind eben auch nur Menschen – zumindest wenn es um Drogen und triebgesteuerte Angelegenheiten geht.

Da lobe ich mir doch den Pandabären. Dem geht das ganze Thema nämlich größtenteils kilometerweit am behaarten Hinterteil vorbei. Stattdessen hängt er den lieben langen Tag faul auf selbigem herum, kaut Bambus und kümmert sich einen Dreck darum, ob er mit seiner fleischlosen Ernährung jetzt womöglich die Qualität seines Spermas ruiniert. Und bestimmt klappt das anschließende Verdauen auch ohne Van Gogh und Picasso.

In meinem nächsten Leben werde ich ebenfalls Panda. Oder Wissenschaftler. Es gibt schließlich eine Reihe von interessanten Forschungsgebieten, um die sich bislang noch keiner so richtig gekümmert hat. Zum Beispiel um die Frage, warum sich scheinbar gebildete Menschen ernsthaft mit dem Tonspektrum von Heringsfürzen beschäftigen ...