15.11.12

Raymund Krauleidis

In meiner Badewanne bin ich Kapitän ...

Heute noch aberwitzige Utopie – morgen vielleicht schon traurige Realität:

GEMA plant neue Abgabe

Neben Diskothekenbetreibern und Laterne laufenden Kleinkindern müssen sich bald auch Eigenheimbesitzer und Häuslebauer auf höhere Kosten einstellen. Grund dafür ist ein neues Abgabemodell der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA).

Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen ist, plant die GEMA ab Januar 2013 eine sogenannte »Nasszellenabgabe«. Diese soll beim Kauf von Bade- und Duschwannen sowie entsprechendem Zubehör fällig werden und je nach Artikel zwischen 30 Cent (für Badvorleger) und 237,80 Euro (für Whirlpools und Luxuswannen) betragen.

Als Grund für die neue Abgabe wird zum einen die Tatsache angeführt, dass über 80% aller Deutschen in der Badewanne bzw. unter der Dusche singen (zu 89,3% geben sie dabei Lieder von noch lebenden Komponisten zum Besten, wie eine von der GEMA beauftragte Studie in 1.000 repräsentativ ausgewählten Badezimmern belegt). Zudem rechtfertigte ein GEMA-Sprecher die geplante Maßnahme mit den Worten: »Wir machen es insbesondere auch deshalb, weil wir es können!«

Was die GEMA alles kann, hat sie in den letzten Jahren schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Kindergärten abmahnen, Abgaben für Speichermedien um 1850% erhöhen oder das Internet nahezu unbrauchbar machen – um nur einige Beispiele zu nennen.

Der Verband der kunststoffverarbeitenden Industrie übte indes Kritik an der neuen Nasszellenabgabe und kündigte an, das Sortiment demnächst um GEMA-freie Bade- und Duschwannen erweitern zu wollen. Hierbei müssen sich die Käufer verpflichten, bei der täglichen Körperpflege ausschließlich Lieder von Komponisten zu intonieren, die bereits seit mehr als 70 Jahren tot sind. Als Erleichterung sollen den Wannen Liederbücher mit Stücken von Walther von der Vogelweide und Robert Schumann beigelegt werden.

Ein kleiner Wermutstropfen: Wer sich für eines dieser Modelle entscheidet, muss jederzeit mit unangekündigten Kontrollbesuchen von GEMA-Mitarbeitern im heimischen Badezimmer rechnen.

Das Gerücht, dass die VG-Wort (das Pendant der GEMA für die schreibende Zunft) analog dazu plane, künftig auch Toilettenschüsseln mit einer Abgabe belegen zu wollen, erwies sich unterdessen als falsch. Wie ein Sprecher des Vereins mitteilte, hielte man dies für eine »ziemliche Scheiß-Idee«.

Anmerkung des Verfassers: Der Komponist des Evergreens aus dem der Titel dieser Kolumne entliehen ist, Peter Igelhoff, verstarb (leider viel zu früh) am 8. April 1978. Von einer lautstarken Intonation des Gassenhauers ist in den kommenden 36 Jahren deshalb grundsätzlich abzuraten!