19.06.10

Raymund Krauleidis

Sorry, Wulfgäng!

Heute möchte ich zur Abwechslung einmal nicht über Fußball reden, sondern über meine Facebook-Freundin Wulfgäng. Wulfgäng und ich haben nämlich ein schwerwiegendes Problem: Sie möchte mit mir nicht über Fußball reden ...

Unsere Kommunikationsschwierigkeiten begannen letzten Freitag, als ich es mir – um sämtliche Klischees zu bedienen – mit einem Bier vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatte und während des WM-Eröffnungsspiels zwischen Südafrika und Mexiko meine Solidarität mit dem Gastgeberland via Facebook bekundete: »Bafana Bafana!». Bereits wenige Minuten später driftete die Diskussion dann auch schon ab. »Bafanas make me poop funny. Apples too», so die gleichwohl unpassende wie unappetitliche Antwort von Wulfgäng, die ich aus Gründen des Jugendschutzes an dieser Stelle gerne ebenso unübersetzt stehen lassen würde wie das anschließende »Did I mention that I pooped a pretzel today?»

Auch in den folgenden Tagen gelang es weder mir noch unserer gemeinsamen kolumnen.de-Kollegin Katrin Wiegand, die in fußballbegeisterungstechnischen Angelegenheiten völlig beratungsresistente Wulfgäng auf eine unserer Meinung nach angemessene (WM-)Spur zu bringen: »Is it all soccer or some tennis, too?«, »Planet Germany won? Awesome! If they work hard, maybe they will get the gold medal this time.« oder »I think the Switzerpeople will win the cup. Yup.« – um nur einige Kostproben ihrer besorgniserregenden Sportlegasthenie zu nennen.

In der Schlussphase des Spiels unserer hochgehandelten Fußballnationalmannschaft gegen das Team aus Serbien hatte ich dann plötzlich einen Moment der Erleuchtung! Hatte Wulfgäng womöglich doch recht? Gab es nicht tatsächlich weitaus wichtigere Dinge, als die vielzitierten 22 Mann, die einem einzigen Ball hinterherrennen? Wurden Bafanen und Brezeln in unserer Gesellschaft bislang unter- bzw. Fußballspiele ziemlich überschätzt (von Schweizer Tennisspielern einmal ganz zu schweigen)?

Somit beschloss ich, Wulfgäng ein schriftliches Friedensangebot zukommen zu lassen: »Know what? Don't wanna talk about soccer today!» Doch scheinbar hatte sie sich mittlerweile leider in das unliebsame Thema Fußball eingearbeitet: »Because your poopy team lost? The wind is bringing sounds of crying Germans!»

Sorry, Wulfgäng, aber ich bleibe dabei: Heute möchte ich zur Abwechslung einmal nicht über Fußball reden. Und morgen ebenfalls! Höchstens ab Mittwoch wieder. Vielleicht ...

Ach ja – natürlich hatte meine pseudoamerikanischen Facebook-Freundin auch an dieser Kolumne etwas auszusetzen: »Awesome! But in the end one of us should die», lautete ihr – im wahrsten Sinne des Wortes – vernichtendes Urteil.

Alles klar, Boss!
Ich wäre für Podolski ...