22.03.09

Raymund Krauleidis

Modern Man

Nur 19% aller deutschen Männer sind modern, so das erschreckende Ergebnis einer Untersuchung, die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vergangenen Mittwoch in Berlin vorstellte. Weitaus interessanter als das Ergebnis an sich ist jedoch die Tatsache, dass die Studie den Modernisierungsgrad des Mannes unmittelbar an seine Bereitschaft zur Verrichtung häuslicher Tätigkeiten koppelt.

Jungs, jetzt mal ganz ehrlich: Soll es wirklich modern sein, mit einem Putzeimer bewaffnet vor der Toilette herumzukriechen, um sich danach von seiner besseren Hälfte anhören zu müssen, man hätte schon wieder nicht ordentlich geputzt – nur weil im Eifer des Gefechtes drei Staubkrümel in der entlegensten Ecke des Badezimmers übersehen wurden?

Eben!

Die Dolby Surround-Anlage so zu verkabeln, dass sämtliche Räume der Wohnung mit dem Output aller zur Verfügung stehenden Gerätschaften (inkl. der Gegensprechanlage) beschallt werden können, oder ein Funk-Bus-System zu verlegen, mit dem alle Rollläden, Lichter und Steckdosen im Haus zentral über ein simples HTTP-Interface gesteuert werden können (und zwar von jedem Rechner dieser Welt aus) – DAS ist modern!

Dennoch macht mich das Ergebnis der Untersuchung irgendwie betroffen! Besteht die männliche Bevölkerung wirklich zu 81% aus Luschen? Oder fehlte den Befragten einfach nur der Mut zur Wahrheit – etwa weil die Interviews im Beisein ihrer grimmig dreinschauenden Gattinnen geführt wurden?

Ein Blick auf die Auftraggeber der Untersuchung sorgt für zusätzliche Irritation: »Im Auftrag der katholischen und der evangelischen Kirche wurden unter dem Titel ›Männer in Bewegung‹ 1470 Männer und 970 Frauen zu ihrem Rollenverhalten befragt.«

Dass sich ausgerechnet eine Institution, für deren Oberhaupt selbst die Wirkungsweise eines handelsüblichen Kondoms ein Buch mit sieben Siegeln darstellt, anmaßt, die Fortschrittlichkeit deutscher Männern beurteilen zu wollen, ist mehr als grotesk. Darüber hinaus halte ich den Titel »Männer in Bewegung« in diesem Kontext eher für eine unglückliche Wahl – aber das nur am Rande. Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich bin grundsätzlich schon dafür, dass sich die wirklich modernen Männer an häuslichen Reinigungsarbeiten beteiligen. Schließlich gibt es dort durchaus auch geeignete Betätigungsfelder für sie: »Mausimaus, fang Du schon mal mit der Küche an – ich räum solange die Festplatte auf…«

Apropos »Mausimaus«: Ich muss jetzt leider langsam zum Schluss kommen. Gleich kommt meine selbige nämlich nach Hause. Und wenn bis dahin nicht der Nachwuchs versorgt, die Spülmaschine ausgeräumt und das Essen auf dem Tisch ist, gibt's wieder so richtig Ärger… Erzählen Sie's aber bitte niemandem weiter, okay?!