Innerlich glühend vor sexueller Anspannung, saß ich auf der Couch und blickte über den Wohnzimmertisch hinweg in das Gesicht meiner Traumfrau. Mein Gott, war ich verliebt! Dieses Gesicht, dieses unglaublich schöne Gesicht! Das Kerzenlicht schimmerte in ihren langen, blonden Locken, welche verspielt ihre zarten Züge umrahmten. Lange würde ich mich nicht beherrschen können.
Ich wartete auf ein Zeichen von ihr. Ein klitzekleines Zeichen, ein kurzes Augenzwinkern oder ein verführerisches Lächeln auf ihren Lippen, und ich würde sie sofort nehmen. Gleich hier auf dem Wohnzimmertisch, hemmungslos und nur auf meine eigene Erregung bedacht. Ich würde sie spüren lassen, was passiert, wenn man einem Mann den Kopf verdreht, wenn man ihn an den Rand des Wahnsinns treibt. Mit den Waffen eines Mannes würde ich sie entwaffnen und sie unter mir zur bedingungslosen Kapitulation zwingen.
Gib mir ein Zeichen, Traumfrau, und du wirst meinen unbändigen Trieben ausgesetzt sein. Die kühle Oberfläche des Wohnzimmertisches wird dich davor schützen, in der Hitze meiner Begierde zu verglühen. Doch meiner Begierde selbst vermagst du nicht mehr zu entkommen. Ein Zeichen nur und es wird um dich geschehen sein!
Mein Rippchen betrat unerwartet das Wohnzimmer, schaute mit hochgezogenen Augenbrauen erst mich und dann den Spiegel mir gegenüber an der Wand an.
»Was ist denn hier los?!«, fragte sie und riss mir brutal die Perücke vom Kopf.
»Nix ...«
Diese Kolumne finden Sie auch in Michael Meyns 2007 erschienenem Buch »Vegas, Schnuckie!«.
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