16.03.07

Antoine Monot, Jr.

Frauen-Logik

So, nur damit Sie mitkommen. Ich bin mit meiner über alles geschätzten und geliebten Partnerin jetzt knapp zwei Jahre zusammen. Sie ist eine intelligente Frau, wohlgemerkt. Das Wasser kann ich ihr in den seltensten Fällen reichen. Studiert hat sie und so. Die Ausgangslage ist also alles andere als prekär.

Im März habe ich ein Klassentreffen in Deutschland zu dem ich gerne gehe und natürlich meine über alles Geliebte mitnehmen möchte. Als meine Begleitung. So, hoffe ich, fallen meine »Minusse« nicht so sehr auf und ich kann glänzen.

Ich war auf einem Waldorf-Internat namens Loheland. Das liegt, und so habe ich das auch immer meiner über alles geliebten Partnerin erzählt, zwischen Frankfurt am Main und Kassel. Das alles als Grundinformation für Sie, liebe Leser und (wenn ich noch habe) Leserinnen.

Wir sitzen jetzt am Frühstückstisch und die morgendlichen Brötchen verschwinden in unseren Mündern und werden mit einem Schluck Kaffee in den Darm hinuntergespült. Die über alles geliebte Partnerin erhebt das Wort und erklärt mir, dass Sie vor meinem Klassentreffen herumfahren möchte und nicht mit mir nach Loheland fahren, sondern dass wir uns doch jetzt dort treffen sollten. »Einverstanden«, sage ich als moderat moderner Mann.

Und jetzt. Jetzt fragt sie mich. »Du sag mal. Das Klassentreffen findet doch in der Nähe von Frankfurt Oder statt, oder?« Pause. Frankfurt Oder? Nicht, dass man nicht mal was verwechseln darf. Aber Frankfurt Oder? Auch nichts gegen »Die schöne Stadt im ehemaligen Osten«. Aber meint sie wirklich Frankfurt Oder? Ich schaue sie misstrauisch an. »Schatz, du meinst wirklich Frankfurt Oder, oder?« Sie nickt.

Ich setze mich auf und blicke sie an. »Wir sind jetzt seit knapp zwei Jahren zusammen. Wenn es Frankfurt Oder wäre, mein Engel, dann... .
Rechnen wir nach. Ich bin 1975 geboren und mit sieben Jahren eingeschult worden. Also 1982. Du weißt, dass ich sieben Jahre auf dem Internat war, also bis 1989. Genau dann ist die Mauer gefallen. Mein Engel, du wüsstest doch, wenn ich aus der DDR kommen würde? Das müsstest du doch mitbekommen haben, wenn meine Mutter, mein Vater und ich Bürger der DDR gewesen wären. Aber wir waren doch die, die sozusagen auch mal mit dem Sonderzug nach Pankow fahren wollten. Nicht, dass ich das wertend meine. Aber nach knapp zwei Jahren Beziehung müsste man das doch wissen.«

»Ja, ja!«, möchte ich jetzt allen aufschreienden Feministinnen zurufen. »Ja, ja, dafür können wir andere Sachen nicht, ich weiß!« Und sicherlich liegt es an mir, an meiner Unfähigkeit. An meiner grundsätzlichen Unfähigkeit zu kommunizieren und dir nicht das Wasser reichen zu können.

Ich nehme mir eine Zeitung zur Brust und verschanze mich innerlich in meiner Höhle. Dort ist die Welt morgens um sieben noch in Ordnung. Dort weiß ich, was mich erwartet und was nicht.