29.10.07

Antoine Monot, Jr.

Schischi-Küche

Ich mag nicht mehr. Es nimmt langsam überhand, diese Schischi-Küche. Schischi-Küche ist, wenn der Mittelstand zu mittelständischen Preisen das Gefühl bekommt, er äße 18 Gault-Millau-Punkte.

Erst gestern ging ich über Mittag in ein Lokal und aß Grill- und Ofengemüse an Fetakäse in Nougatkruste. Ich war wieder einmal zu leichtgläubig und ging nicht davon aus, dass der Fetakäse wirklich einen angebratenen Nutellarand hat. Widerlich. Gemüse und Schokolade. Aber das ist vielleicht das falsche Beispiel, da es mir weniger um geschmacksverirrte, sich überschätzende Köche als um Pseudo-Essen geht. Um Schischi-Küche eben.

Letztens saß ich wieder einmal in einem Restaurant und auf der Karte gab es nur Gerichte wie »Rindfleisch in Zitronengras-Schalotten-Marinade auf einem Vinaigre-Crème-Bett an Limettensoße«. Oder »Huhn auf Frucht-Couscous mit Orangen-Limetten-Bett an Wasabikrokant«. Wissen Sie was ich meine? Grundsätzlich schmecken diese Gerichte auch gut. Aber eben nur gut. Und das rechtfertigt kein Bett und Mousse als Beschreibung. Was war es denn, was ich schlussendlich serviert bekam? Ein Stück Rindfleisch an einer Soße mit Gemüse und Huhn mit Beilage. Fertig.

Diese Kreationen sind auf diesem Niveau auch wirklich komplett überflüssig. In einem Gault-Millau-Restaurant mit 19 Punkten ergeben sie Sinn. Jeder Biss ist eine Geschmacksexplosion. Und vor allem müssen Sie gutes Sitzfleisch haben, bis Sie einen Tisch bekommen. Aber hier? Hier isst der Mittelstand überteuert und kann sich denken, «wow ist das schick«. Und vorher? Ja, vorher gibt’s dann noch eine »Empfehlung aus der Güche«. Die letzte Empfehlung, die ich bekam, war in einem Kongresshotel in der Provinz und bestand aus einem »Wachtelspiegelei auf einem Roggentoast an Petersilie«, wie mir die Bedienung auf breitem Hessisch verständlich machte. Grauslich.

Schluss mit Essen auf und an irgendwelchen Betten.