Wenn man die Blüten näher betrachtet, die Globalisierung, Turbo- und Karawanenkapitalismus, sowie weltweite Vernetzung in der letzten Zeit so treiben, könnte man meinen, es bleiben einem als angemessene Reaktionen darauf entweder nur Agonie oder Hysterie.
Bei mir verursachen diese Beispiele lediglich Kopfschütteln.
Um willkürlich drei aktuelle Beispiele aus den Meldungen der letzten Tage herauszugreifen:
Da ist zunächst ein (angeblich) kleiner, aber (angeblich) informationstechnisch extrem versierter junger Wertpapierhändler. Der verursacht durch illegale Aktiengeschäfte (mal eben so) einen Schaden von 4,9 Milliarden €. Ich schreib' die Zahl mal hin: 4.900.000.000,– €. Das sind 10 (in Worten zehn) Stellen vor dem Komma.
Die Geschäftsleitung der schwer geschädigten Bank Société Générale meint dazu und zum Umstand, der junge Mann habe gar nicht erkennbar in seine eigene Tasche gewirtschaftet: »wahrscheinlich hat er ein wenig seinen Verstand verloren«.
Also ich denke ja, wenn eine einzelne Person unter Umgehung einiger Sicherheitsbestimmungen in der Lage ist, eine der größten Banken Europas ins Wanken zu bringen und angeblich sogar Auslöser der jüngsten – wohlgemerkt weltweiten – Finanzkrise sein soll, haben vor ihm ganz andere ein wenig ihren Verstand verloren.
Die schließen ihr Werk in Bochum. Das ist ihr gutes Recht, Nokia ist kein Sozialverein und einzig und allein seinen Geldgebern und Aktionären verpflichtet. Die Finnen und Finninninninninnen nehmen eben die Forderung »Kapital verpflichtet« ernst und wandern ab nach Rumänien.
Dass man in Rumänien erst einmal die Behörden, die Mafia und wen sonst noch alles schmieren muss, um halbwegs Fuß zu fassen, weiß ich von einem mir persönlich bekannten Mittelständler, der auch diesen Weg gehen wollte, aber inzwischen entnervt und pleite aufgegeben hat.
Sei's drum, bei dem soeben ausgewiesenen Gewinn von 7,2 Milliarden Euro sollten ein paar Millionen für Bestechung schon drin sein. Man kann davon ausgehen, dass die Manager von Nokia sich bei ihren Siemens-Kollegen entsprechend schlau machen werden und außerdem gibt's ja sicher noch Subventionen.
Und der sozialen Komponente dieses Umzugs kommt Nokia ja auch nach. Heute wurde allen Mitarbeitern aus Bochum angeboten, doch einfach mitzukommen nach Rumänien.
Da bekommt der Firmenslogan »Connecting People« doch eine ganz neue Bedeutung und mit der Wiedereinführung der Pendlerpauschale sollte sich die Sache doch durchaus rechnen.
Da taucht ein Video im Internet auf, in dem Top-Gun-Tom unter Aufbietung sämtlicher ihm zur Verfügung stehenden Mimik- und Gestikfähigkeiten die Vorzüge und die Gnade preist, ein Scientologe zu sein, um am Ende des Videos in ein hysterisches Lachen auszubrechen, das eigentlich nur einen Schluss zulässt: der Mann hat zu viele Drogen genommen oder einen über den Durst getrunken.
Trotzdem ist jedermann aber so was von schockiert, spricht von gespenstischer Szenerie und spart nicht damit, seinem Unverständnis und seiner Missachtung Ausdruck zu verleihen, gegenüber all dem Gesagten, Gemimten und Gehörten.
Hallo – der Mann ist Schauspieler. Der lebt davon, Rollen zu spielen. Und in dem Video hat er eben einen überzeugten Scientologen gespielt. In der nächsten Rolle spielt er Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und erhält für seinen Mut, dieses getan zu haben auch noch den Courage-Bambi.
Viel gespenstischer finde ich, dass der gute Jerome Kerviel (so heißt der Junge aus Beispiel 1) dem jungen Tom Cruise zum Verwechseln ähnlich sieht.