19.05.10

Stefan Schrahe

Reden wir mal übers Wetter ...

Mai 2010: Das Thermometer zeigt konsequent einstellige Temperaturen. Im Harz schneit es und ein eisiger Ostwind lässt uns die gemessenen Grade nochmal deutlich kälter erscheinen. Und dass, obwohl die Prognosen für die globale Erwärmung uns eigentlich mediterrane Temperaturen in Aussicht gestellt hatten.

Stattdessen holen wir unsere längst eingepackten Winterjacken wieder aus dem Keller, achten darauf, auch immer den Teller leer zu essen und beklagen längst nicht mehr, dass – wie jeder Arbeitnehmer aus leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit berichten kann – zuverlässig ab Freitagmittag eine deutliche Bewölkungszunahme zu beobachten ist, die sich erst Montagmorgen wieder auflöst. Das Wetter ist nämlich in diesem Mai 2010 immer gleich schlecht. Wenigstens darauf ist Verlass.

Brauchen wir auch im Juni noch die wärmende Fell-Einlage in den wasserfesten Schuhen? War der Sommer gar Mitte April schon vorbei, als wir die seinerzeit anfallenden 18 Grad nach fünfmonatigem Extremwinter als erste sommerliche Regung empfanden und uns prompt mit zu leichter Bekleidung verkühlten und bis heute unter den Folgen einer hartnäckigen Nebenhöhlenentzündung leiden?

In endlosen Diskussionen ergehen wir uns über die Ursachen. Denn wenn wir wissen wollen, wie es weitergeht, müssen wir wissen, wo es herkommt. Ist die Aschewolke, die uns der unaussprechliche Vulkan aus Island geschickt hat, schuld? Oder doch der Einfluss der Klimaveränderung spürbar? Sind die CIA oder der Mossad schuld – am Ende gar der Taliban?

Weit gefehlt. Die scheinbare Koinzidenz unserer Wetterentwicklung mit einem anderen Phänomen, das mindestens ebenso stark thematisiert, aber bisher nie mit jenem in Zusammenhang gebracht wurde, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als kausale Verknüpfung, an deren Eindeutigkeit kaum ein Zweifel bestehen kann. War unser Wetter doch seit nahezu 20 Jahren auf immer unauflösbarere Weise mit einer Person verbunden, die sich seit dem 22. März jäh zwar nicht aus unserem kollektivem Bewußtsein, dafür aber aus unserem Alltag verabschieden musste. Und das Wetter nicht nur – wie wir dachten – mit Präzision und Leichtigkeit vorhergesagt hatte, sondern noch über ganz andere Fähigkeiten zu verfügen schien.

Um es ganz unverblümt zu sagen: Mit dem Wetter will es nicht mehr so richtig werden, seit Jörg Kachelmann von der Mattscheibe verschwunden ist. Und wir ahnen, dass jemand, dem ein zweifelhafter Ruf und ein mysteriöses Privatleben attestiert wird, womöglich nicht nur in einer Beziehung zu mehr in der Lage ist, als wir uns vorstellen konnten. »Wir haben uns in ihm getäuscht«, hört man nun aller Orten und man möchte hinzufügen: »Ja, wir haben nämlich immer geglaubt, dass er das Wetter nur vorhergesagt hat.«

Das aber glauben wir jetzt nicht mehr. Es steckt mehr dahinter und das Offensichtliche tritt allzu deutlich zu Tage. Gestern ist Anklage erhoben worden. Und was sieht man, wenn man aus dem Fenster blickt? Grau in grau und sogar Hochwasser haben sich bereits angekündigt. Noch sind die genauen Zusammenhänge nicht enträtselt. Aber neben der zweifellos brutalstmöglich aufzuklärenden Vorwürfe, mit denen sich nun die Gerichte befassen müssen, sollten sie eines auf keinen Fall vergessen, den Angeklagten zu fragen: »Herr Kachelmann: Was haben Sie mit dem Wetter gemacht?«