23.07.10

Philipp Seidel

Auch ich in Akazien!

Diese Kolumne lässt sich auch hören!

»Auch ich in Akazien!« gesprochen von Philipp Seidel.
(Bitte beachten Sie unseren Rechtevorbehalt).

Kinder, lest mal kurz woanders weiter. Wir wollen über die Geschichte von den Bienen und den Blumen reden. Wenn nämlich die Bienen zu den Blumen kommen, dann passiert etwas Wunderbares: Es entsteht Honig. Es sei hiermit angeregt, einmal einen James-Bond-Film zu drehen, in dem der Bösewicht ein von Honig besessener Wahnsinniger ist: James Bond 007: Honigfinger.

Der Mann will die ganze Welt unterdrücken und hüllt seine Gegner in Honig ein. Das ist sein Erkennungszeichen in der Unterwelt. Da jemand, der die Welt unterdrücken will, naturgemäß sehr viele Gegner hat, kommt Honigfinger vor lauter Einhüllen gar nicht dazu, auch nur einen einzigen Menschen zu unterdrücken. Außerdem hat er immer vom Honig klebrige Finger und wird daher immer von Wespen verfolgt, auf deren Stiche er allergisch reagiert. Als er nach einem Jahr Bilanz zieht und feststellt, daß er praktisch gar nichts geschafft hat, wird er schwermütig.

In der Schlußszene trifft dann James Bond, der bisher noch gar nichts zu tun hatte, auf Honigfingers schöne Schwester Miss Honeypenny, die ein reines Herz hat und schon immer gegen die Pläne ihres Bruders war. James Bond und Honeypenny haben eine lange, lange Liebesszene, in der Honig eine nicht unwichtige Rolle spielt.

Kinder, Ihr dürft wieder mitlesen, der gute Teil ist vorbei. Honig also! Im Kaufmannsladen gibt es so viele verschiedene Sorten; man fragt sich, wie Tiere, die alle gleich aussehen, eine solche Vielfalt zustandebringen. Lindenblütenhonig, Kleehonig, Rapshonig, Waldhonig (wobei es beim Waldhonig schon ins Ungefähre driftet – im Wald kann man schließlich viele Pflanzenarten finden).

Der beste soll übrigens Akazienhonig sein, sagt Herr L. aus L., der es wissen muß. Wenn man den in Pfefferminztee (aus frischer marokkanischer Minze oder so) gibt, sagt Herr L., dann freuen sich Zunge, Gaumen und was sich sonst noch so im Frühverdauungsbereich tummelt.

Um den Akazienhonig reißen sich Bienen wie Menschen gleichermaßen. »Auch ich in Akazien!«, rufen die Bienen beglückt, wenn sie auf einer Akazienblüte landen, um ihr den Nektar zu entreißen und darüber hinaus mehr zufällig als zielgerichtet alles bestäuben, was nicht bei drei verdorrt ist.

Nach erfolgter Entlockung fliegen die Bienen heim und machen ganz dolle Honig. Da wackelt die Wabe, so geht es da zu. Dann kommt der Imker und nimmt den Honig wieder weg. »Das geht doch nicht«, rufen die Bienen zwar immer empört. »Wir fliegen uns hier den Bürzel wund, und Du bedienst Dich einfach.« Aber – ach! – der Mensch ist stärker, für einen echten Zweikampf hat den Bienen noch stets der Mut gefehlt. Ein paar Sticheleien, mehr nicht. Der Imker verkauft den Honig, während sich jede einzelne Facette jedes einzelnen Bienenauges mit Tränen füllt.

Nun mag man sich fragen: Wie kann der Imker wissen, welchen Honig seine Bienen gemacht haben? Läuft er ihnen den ganzen Tag lang hinterher? »Nein, Rosi, Klee ist pfui!«, ruft er dann. »Ich brauche Lindenblüten.« Woraufhin Rosi entnervt abdreht und die nächste Linde ansteuert.

Am Abend treffen sich dann alle Bienen im Stock und hocken rum und schwärmen von Kanada.