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»Unser Garten soll schöner werden« vorgetragen von Matthias Keller
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Manchmal braucht es ja nicht viel, um einen zu erheitern. Im Einerlei des trüben, grauen Alltags finden sich immer wieder kleine Perlen des Frohsinns – man muss sie nur erkennen und würdigen.
Ich weiß nicht, wie gehäuft man das in Deutschland einig Gartenzwerg-Land vorfindet, aber vor den Toren meiner Stadt... sagen wir, an der Ortseinfahrt von meinem Kaff, liegt, solange ich denken kann, ein »Unser-
Inmitten dieses Geländes, zwischen Terracotta-Fröschen, Adonis-Statuetten und marmornen Vogeltränken, findet sich, etwas erhöht, auf einem dazugehörigen Sockel, ein übermannsgroßer Engel, der eine Posaune oder ein ähnliches Blasinstrument betätigt, da kenne ich mich nicht so aus. Ich nenne ihn der Einfachheit halber Trompetenengel. Dieser Trompetenengel ist, wie gesagt, ziemlich groß, ohne seinen Sockel sicher zwei Meter. Ganz in weiß, und seit auch sicher schon 20 Jahren gen Westen blasend steht er da. Nun stehe ich grundsätzlich solcherlei Schmuck skeptisch bis abweisend gegenüber, und selbst wenn ich einen Garten von den Ausmaßen eines großstädtischen Friedhofs mein eigen nennen würde, eine gemeißelte Venus oder ein Taufbecken für Vögel käme mir da nicht hinein. Erst recht kein trötender Himmelsbote.
Nun habe ich aber eine mir nahe Anverwandte, bei der sich, eventuell bedingt durch eine jahrelange Amerikanisierung, die Vorstellung eingeschlichen hat, dieses geflügelte Marmorwesen könnte man schön finden und sich in den Garten stellen wollen. Ja, tatsächlich, sie meint es ernst. So ernst, dass sie schließlich irgendwann anregte, doch mal das Gelände zu betreten und einen hoffentlich vorhandenen Fachverkäufer nach dem Preis für das Kunstwerk zu befragen. Ich tat, wie mir geheißen. Zum ersten Mal in meinem Leben setzte ich meinen Fuß auf »Unser-
Aber nein, was verkündet mir der gute Mann? Der über zwei Meter hohe Trompetenengel kostet schlappe 28.000 Euro. In Worten: Achtundzwanzigtausend. Als mich der nette Herr über den zur Zeit bestehenden Preisnachlass von 25 Prozent für bestimmte Materialien informierte und mir dann (mit dem Taschenrechner!) ausrechnete, dass ich im Augenblick die günstige Gelegenheit nutzen und das Ding für läppische 21.000 Euro erwerben könne, hörte ich kaum noch hin. Die Vorstellung, dass irgendjemand auf der Welt dieses Kunstmarmorflügel-Posaunenungetüm lieber besitzen würde als 28.000 Euro, verschaffte mir einen kompletten Nachmittag reiner Freude und besinnlicher Heiterkeit.
Aus reiner Dankbarkeit denke ich gerade über die Anschaffung einer Terracottaschnecke nach.
Achtundzwanzigtausend