28.12.08

Katrin Wiegand

Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft – verzweifelt gesucht!

Am Anfang habe ich ja noch nichts gesagt. Im Gegenteil, ich war sehr geduldig. Neue Örtlichkeiten, neue Wege, alles nicht so leicht überschaubar, da ist man noch nachsichtig. Aber so langsam reicht es. Man muss auch mal Leistungen einfordern. Immer dieses weiche Getue, diese Plüschpädagogik, das funktioniert nicht auf Dauer. Im Großen nicht, und im Kleinen, im eigenen Haushalt, erst recht nicht.
Zum Beispiel die Wäsche. Durchschnittlich viermal pro Woche wurde sie jetzt von uns den Weg zur Waschmaschine nach oben getragen. (Ja, nach oben. Hier gibt es einen Waschdachboden, im Gegensatz zum bekannteren Waschkeller). Also viermal die Woche nach oben, und natürlich im sauberen Zustand wieder nach unten. Macht summasummarum ungefähr 80 Gänge, die die Wäsche nun mitgemacht hat in der neuen Umgebung. Aber schafft sie es jetzt endlich mal, den Weg allein in die Waschmaschine zu finden? Hah! Nein!
»Da oben ist es so kalt« ... »Ich weiß ja auch nicht, welches Programm« ... »Weichspüler oder nicht? Ich kann mir das nie merken« ...
Sowas bekommt man dann zu hören. Ausflüchte, sage ich!
Und die Wäsche ist ja nicht die einzige, die ihren Job nicht macht. Man könnte fast schon von Meuterei sprechen. Moment. Was heißt da »fast«? Meuterei! Jawohl!
Da ist der Staubsauger. Ein qualitativ hochwertiges Gerät, farb- und formschön, und immer rechtzeitig mit frischem Schmutzauffangbeutel bestückt. Zu seiner Bequemlichkeit lassen wir sogar den Stecker in der Steckdose, das Kabel ausgerollt. Und wie dankt er es uns? Durch dröges Nichtstun. Hoffnungsvoll kicke ich ab und zu die Staubflusen in seine Richtung, aber er beschließt, sie geflissentlich zu übersehen. Eigeninitiative? Weit gefehlt. Woran es in der breiten Gesellschaft krankt, schlägt sich auch im Haushalt nieder.
Das Geschirr ... ein leidiges Thema. Da kauft man 1A-Qualitäts-Spülmittel, nicht etwa das billige von Aldi, nein, ein Markenprodukt leistet man sich. Drapiert es neben dem sauberen Spülschwamm und trägt das Geschirr sogar noch in das Becken! Und dann? Ja, dann liegt es da rum und täte das wohl bis zum Sanktnimmerleinstag, wenn man sich nicht doch irgendwann zähneknirschend durchränge, es selbst zu spülen. Drohungen, Versprechungen, Schmeicheleien, Bitten ... nichts hat geholfen. Irgendwann bin ich bis zum äußersten gegangen: Teller hoch über den Kopf gehalten, und mit Fallenlassen gedroht!
Hat auch nichts genützt.
Anschließend habe ich noch eine halbe Stunde lang versucht, wenigstens Besen und Schaufel zur Aktivität zu überreden, aber auch hier: vergebene Liebesmüh. Einen Teller ärmer, dafür um ein paar Scherben reicher, stehe ich vor der Erkenntnis: man bekommt heute kein gutes Personal.
So kann das ja nichts werden mit dem Aufschwung.
Übrigens, nur zur Information: diese Kolumne hat sich auch nicht allein geschrieben. Ziehen Sie Ihre eigenen Rückschlüsse.
Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen – ich versuche meiner Katze beizubringen, mir die TV-Fernbedienung zu bringen. Daumen drücken!