Zu einer der unsäglichsten Produktionen des deutschen Privatfernsehens gehört zweifelsohne die Krimiserie »Der Bulle von Tölz«. Darin walzt der schauspielerisch mäßigst begabte Ottfried Fischer als Dreizentner-Kommissar Benno Berghammer mit halb offenem Mund durch die malerische Kleinstadt Bad Tölz, fragt alle zwanzig Minuten vermeintlich Verdächtige, wo Sie am Vortag zwischen 18:00 und 20:00 Uhr waren, wird dabei von einer Kollegin herber Schönheit und einem eher halbschlauen Streifenpolizisten begleitet und permanent von seiner spinnerten Mutter herumkommandiert. Sporadisch treten ein Prälat, ein zwielichtiger Bauunternehmer und ein halbseidener Staatssekretär auf – fertig ist die Provinzkrimiposse. So weit, so schlicht, so schlecht.
Neulich lese ich in der örtlichen Presse, dass für das Drehbuch dieser Serie eine gewisse Frau Jahn aus Nürnberg verantwortlich zeichnet. Oh Gott, auch das noch, dachte ich bei mir. Es reicht offenbar nicht, dass das gute alte Nürnberger Frankenstadion seit neuestem easycredit-Stadion heißt und der peinlichste aller Partei-Generalsekretäre, Markus Söder, aus Nürnberg kommt. Nein, die hanebüchenste Serie deutscher Unterhaltungskunst muss auch noch von einer Nürnbergerin stammen.
Die Idee für Ihr erstes Drehbuch: ein Schönheitschirurg, der in seiner eigenen Klinik zu Tode geröntgt wird. Als Vorbild diente ihr dazu der Fall Gsell. Und jetzt raten Sie mal, woher der Schönheitschirurg stammt? Natürlich, aus Nürnberg. Wie peinlich. Ich erwarte mit Grausen den Tag, an dem Lodda Maddäus Bundestrainer wird und sein erstes Fernsehinterview gibt.
Übrigens, Doris Jahn ist gelernte Steinbildhauerin. Die Mimik des Hauptdarstellers, Ottfried Fischer, setzt diesem Umstand im wahrsten Sinne des Wortes in jeder Folge aufs Neue ein Denkmal.
Ja und dann hat sich Frau Jahn auch noch die Figur eines Hilfspolizisten ausgedacht, Herrn Schmidt mit fränkischem Dobbel-d, dessen Wesensmerkmale, Prinzipienreiterei, Korrektheit und pünktlicher Dienstschluss nur einen Schluss auf dessen Charakter zulassen: dümmlicher Franke. Herr Schmidt mit fränkischem dd stammt übrigens aus Aufseß, einer Gemeinde, die im Guinness-Buch der Rekorde verewigt ist, weil es dort die meisten Brauereien pro Einwohner gibt.
Ob Frau Jahn mit Ihrer Krimiserie einen ähnlichen Rekord anstrebt? Statistisch gesehen, dürften nämlich in Bad Tölz die meisten Morde pro Einwohner geschehen. Seit gut zehn Jahren läuft die Sendung. Sechzig Sendungen wurden ausgestrahlt. Pro Sendung mindestens drei Morde – eher vier. Macht roundabaout 200 Morde in zehn Jahren. Bei 17.000 Einwohnern sollte deshalb die Bevölkerung in gut 850 Jahren ausgelöscht sein.
Laut Wikipedia wird Bad Tölz im Jahre 1155 erstmals urkundlich erwähnt. Da kann man den Stadtvätern doch nur ganz herzlich zur Halbzeit gratulieren.