Eigentlich würde ich mir ja gern einen Vollbart stehen lassen und den Flugschein machen, aber als halbarabischstämmiger Behelfsdeutscher trau ich mich das nicht mehr. Noch dazu bin ich kürzlich im Internet auf einen gewissen Osama Aboul Kheir gestoßen, der in Ägypten ein Reisebüro zu besitzen vorgibt. Verkauft wahrscheinlich nur One-Way-Tickets, ich will das gar nicht wissen. Das Leben schreibt die schönsten Geschichten, sagt man, aber was ist denn das für ein Leben? Osama Aboul Kheir. Das ist nicht lustig. Zumindest nicht sehr.
Kennen Sie Perversen Musentreff? Das hat eine Rechtschreibprüfung in einer größeren deutschen Regionalzeitung aus Pakistans Präsidenten Pervez Musharraf gemacht. Schwarz auf weiß: »Pakistans Präsident Perverse Musentreff äußerte Mitte Januar die Ansicht, der El-Kaida-Chef sei höchstwahrscheinlich an einer Nierenkrankheit gestorben, da er in den Höhlen Afghanistans nicht ausreichend behandelt werden konnte.« Der Westen ist nicht einmal in seinem Kampf der Kulturen, den er so gern heraufbeschwört, in der Lage, der Schreibkultur Herr zu werden.
Menschen haben Angst vor dem Unbekannten; erhält das Fremde immerhin einen Namen, fürchten wir uns schon weniger, heißt es. Von wegen! Und was heißt schon: Einen Namen? Von Osama, Ossama, Osamma, Ossamma, Osamah, Ossamah und Osammah schreiben die Medien, von Assama, Asamma und Asama; die Franzosen bevorzugen Oussama, Oussamah, Ousama, Ousamah und Ousamma, gesucht wird natürlich auch Ussamma, Usammah, Usamah und Ussamah. Auf der FBI-Watchlist steht Usama, selbst einen Usamma haben sie auf der Rechnung, dabei ist das The United States Army Medical Material Agency, das müssten sie eigentlich wissen. Sogar ein Usamama taucht auf oder eben nicht. Ussammah wird er hingegen nie geschrieben - ein Schlupfloch?
Der Saddam war ja nur der Saddam. Solche Schlichtheit musste ja im Erdloch enden. Aber der finten- und variantenreiche Osama-Usama-Asama? Die Amerikaner jagen in ihrer Lust am zackig-knappen einfach UBL. Aber auch das hilft kaum weiter. UBL, das taucht ja noch nicht einmal bei www.abkuerzungen.de auf. Medizinisch betrachtet ist UBL der Unterbauchlappen, aber da wird er ja kaum stecken. Vielleicht doch OBL? OBL, das heißt Oberster Betriebsleiter, das macht durchaus Sinn. Wer länger nach OBL sucht, landet im Reich der Hollywoodstars, genauer: bei Orlando Bloom und Legolas, also in J.R.R. Tolkiens Ringe-Epos. Osama-Usama-Asama-Bärte gibt es in Mittelerde ja zuhauf, der Terrorist als böser Zauberer Osama bin Saruman? Ist das albern? Natürlich ist das albern, abstrus, aber was soll dann das mit Osama Aboul Kheir, bitteschön?
Also Bin Saruman Laden? Ben Ladin? Ibn Ladin? Benladena? Furchterregende Vielfalt. Kein Wunder, dass CIA, FBI, Mossad und DGB den Mann nicht zu fassen bekommen. »Wie samma?«, fragt der Bayer. Oder wo samma Osamma? Hä? Ganz zu schweigen von Muktadar Al-Sadr, Abu Musab Al-Sarkawi, Asmi Al-Dschajusi, Ibn Al-Shaykh Al-Libi. Und was vermeldet Al Tschasira? Oder war es al-Djazirah?
Und in diesem Verwirrspiel ist noch nicht einmal der gefürchtete erste Wurzelkonsonant des Arabischen, der gutturale Verschlusslaut »Qaf«, im Spiel. Das »Qaf« in Al-Quaida. Ein Laut, der im Rachen gebildet wird durch Rückverlegung des gesamten Zungengrundes, klingt das nicht schon erschreckend genug? Auch da keine Rettung in Sicht: Al Quaida schreiben F.A.Z. und Welt, die taz greift zu al-Quaida, im Angebot sind auch Al Qaida, Al-Qaida, al-Qaida, Al Qaeda, Al Quaeda, Al-Quaeda, Al Kaida, Al-Kaida, al-Kaida, El Kaida und al Khaida. Ganz zu schweigen von Al-Qa'ida und Konsorten. Die FAZ ist mal wieder besonders schlau, spricht von der »Terrororganisation Al-Quaida«, aber von »der Quaida«. Bravo, Herr Djirrmacher.
Derweil sitzt Bin Laden mit Osama Aboul Kheir im perversen Musentreff und lacht sich ins Fäustchen.